Anton Jessner

Werke    Literatur    Video    Ausstellungen    Bio    Kontakt

 

Literatur - Prosa

Am Nullpunkt

Vornamenskollege Zeilinger würde den Nullpunkt vielleicht anders definieren. Beim Absoluten wird Beweglichkeit durch Starre, und Freude durch Trauer definiert. Der Effekt des Einklinkens am Nullpunkt indessen bringt durch die Wiederholung lediglich Verfestigung der Erkenntnis des Hängenbleibens an der Wand die einen Mikrometer vom Rücken entfernt scheint. Dieser Abstand macht es schwer zu atmen, selbst Tränen müssen sich den Weg freipressen. Sie nehmen dabei amöbenähnliche Form an und erhitzen sich bei der Talsuche, die Hälfte von ihnen verdampft dabei, die andere Hälfte versiegt in dunklen Tälern. So entsteht daraus kein See, keine Quelle, keine Pfütze, sondern lediglich ein salziger Geschmack welcher verkrustet. Die Kruste wird zum Perpetuum Mobile fürs Leben und der Schein so zum Sein. Die Scheine scheinen nicht spektral regenbogenfarben, die Tränen brechen sich im dunkalen Bereich, sie brechen anstelle rot/blau/grün traurig/einsam/verlassen.

Der Brechungsindex indes ist groß, größer als bei den Spektralfarben, die nur das Sichtbare enthalten. Wo traurig eher ein Verschluss als sichtbar ist, wahrscheinlich der einzige - ähnlich der Tunnelkanäle welche in der Physik zum Nullpunkt führen -so kann mit ihm in die Gegenrichtung gewandert werden. Am Ausgang ein kleiner Regenbogen und eine Kiste mit goldüberzogenen Silbermünzen, im Inneren des Tunnels jedoch die Helligkeit der Finsternis. Sinnesorgane gewöhnen sich langsam an die Dunkelheit, die Finsternis blendet die Schärfung für die Augen aus und so steht den anderen mehr Wahrnehmungsmöglichkeit zu.

Manche der Ausgänge scheinen nur als solche, allein sie sind nur Projektionen auf vergrabenen und fehlgeschlagenen Seitenarme, andere gehen in zähflüssige Masse über – schwarzblaue Konsistenz, dicke Lianen und dunkelgrünes Gestrüpp, bereit jederzeit Wanderer einzuspinnen. Doch die paar Realen scheinen Flucht zu ermöglichen, und dann? Verschließen sie sich beim Verlassen und gibt es ein zurück. Irgendwann, jederzeit, nie? Ein zurück in sich selbst. Der Versuch wird jede Möglichkeit ermöglichen, der Impuls dazu ist ein Du.

Komm mit

„Komm mit, komm mit, komm mit mir“ – [Blixer Bargeld, Einstürzende Neubauten]. Und meine Sonnenbarke? Einsamer Weg, gemeinsamer Weg, einsamer Weg. Stiege hinauf, Abzweigung links, Abzweigung rechts, Abzweigung links und dann die Gerade zum Nichtzieleinlauf. Navigationsgerät und GPS-Empfänger fallen aus, die Tragödie fällt ein. Auch der innere Kompass kann nicht mehr – hier am Nullpunkt, mitten in Wien. Er zeigt an, dass er nicht anzeigen kann, kein out of order, kein out of control, sondern ein übersteuert sein durch sich selbst. Und Du, ein Du im hier und jetzt und in der Vorstellung ein Hier und Dann.

Das ist der Augenblick auf den ich gewartet habe, habe ich auf diesen Augenblick gewartet? Schritte werden langsamer, Gedanken schneller und über „uns“ Blätter aus Gold an schwarzen Ästen an schwarzen Bäumen in verbrannter Erde. Doch der Boden scheint fruchtbar und so wird der Schein zum Sein.

Der Kompass sagt rechts und links gleichzeitig und „meint“ vielleicht geradeaus. Sind die Blätter in Wirklichkeit lebendig, dann ist auch der Boden saftig, das Land fruchtbar, die verbrannte Erde Humus und die Realität ein Fragezeichen. Ein Fragezeichen auf fruchtbar und verbrannt, auf Freude und Tragödie und auf paradoxe Gleichzeitigkeit. Diese Gleichzeitigkeit ist kein kausales Ergebnis und basiert auch nicht auf Synchronizität, also weder ursache-wirkungsbedingt noch sinnzusammenhängend, auch sind es keine physikalischen Verschränktheitsphänomene. Die Freude des Hier konkurriert mit der möglichen Trauer des Dann, wobei die Variable Trauer eingesetzt ist in den Platzhalter Angst und Panik kann eingesetzt werden in Trauer. (Mit der Transitivität bin ich mir dabei allerdings nicht sicher).

Und so verlangsamt sich der Gang und die Gedanken werden gleichzeitig schneller. „Komm mit“ wird zum Unaussprechlichen, zum Undenkbaren, zur Panik, zur Trauer, zur Angst. Ist Realität Wirklichkeit, oder kann sie es jemals sein? Die Fragestellung der Physik ist diametral. Dort wird versucht zu finden und anzunähern wo meine Realität ist. Wirklichkeit scheint der Realität entfernter denn je, als sei sie nur ein Omen, ein Vorzeichen. Oder ist sie vielleicht auch nur ein Konstrukt welches es gilt abzuschütteln wie eine Haut, eine Zwiebelschale – nur eben von innen nach außen.

Annäherung am Du - Philosophie

Und Du? Die Annäherung am Du. Ist Annäherung möglich. Wo ist die Grenze? Wie breit ist der Grenzbereich? Gibt es dazwischen ein Niemandsland? Beim Überschreiten der Grenze – damals vor 15, 20 Jahren – in die Slowakei war eine Vegetation wild und voller Schmetterlinge vorzufinden. Es war definitiv der geschützte Nationalpark Eiserner Vorhang.

Und Du, sind es Teiche, Deiche, Sümpfe, Moore, Staumauern, Blumenwiesen, oder ist es das aus dem Fernsehen bekannte berühmte Tal der Schmetterlinge. Was würde ich vorfinden, wenn ich sagen würde Du? Derzeit steht er (Anm.: der eiserne Vorhang) noch und er ist nicht sichtbar aber spürbar, erfahrbar, greifbar und doch nicht begreifbar und so wird wieder der Schein zum Sein und das Mögliche unmöglich.

Wird die Welt wenn sie beschrieben wird als die „die Welt ist alles was der Fall ist“ zur Falle, oder wird der Wanderer in das in 1 beschriebene außerhalb des Körpers. Dieses Außerhalb ist mitgepflanzt und heimlich gegossen vom Wanderer selbst und ein Abfallprodukt des „Inneren“. Bei betreten dieses, vorerst als unendlich scheinende Gartenlabyrinths, das sich dann doch als eine prachtvolle Wildnis zeigt, fällt nicht das Abfallprodukt selbst, sondern das den Abfall bestimmende ab – und das ist die Angst sich selbst zu verlieren.

Oder so handeln, dass sich die Anzahl der Möglichkeiten maximiert. Wie soll das gehen? Ich bin eher für das Durchbrechen der oben implizit beschriebenen Tautologie. Algorithmisches Denken, deklarative Aufzählungen, handeln nach den bisher bekannten, übernommenen und eingeübten Kochrezepten. Eine mögliche Lösung könnte zuerst nicht den sich als Vorläufer präsentierenden „Irrläufer“ zu folgen – ein weg vom mechanisch/mechanistischen/statischen hin zur organisch/dynamischeren Definition – sein.

So ist kein weiterkommen möglich und das Unaussprechliche bleibt unausgesprochen. Philosophie, Mathematik und Wissenschaftstheorie bilden jedoch den Rahmen und die Möglichkeit der Reflexion.

Annäherung am Du – Logik der Norm

Ein idealisiertes Bild von Bewegung, Begegnung, Beziehung schränkt immer ein, weil Idealisierungen immer einschränken und danach leben kommt davon dieses vorgelebt bekommen zu haben. Die Abweichung von der Norm wird so zum Tabubruch, und das Wissen davon zur Verzweiflung. Der Zugang zu inneren Bildern ist versperrt durch das Ideal und in der Abweichung bin ich mir bewusst – gleichzeitig Gefangener und in aller Freiheit. Wobei das Gefangen ein verfangen und verknotet und verknüpft ist und die Freiheit scheinbar grenzenlos. Die Wunde ist die Ablehnung.

Und das Du? Jedenfalls ist das Nicht-Du die Nichtablehnung und die Waage wiegt das Schwere Vergangene kontra dem Leichten Risiko. Das Schwere wiegt mehr als das Leichte. Die Tautologie räumt ab, alle Neune.

An dieser Stelle zu diesem Zeitpunkt gibt es kein 1-8 oder 2-7, sondern 0-9 oder 9-0 und zwar das ausschießende exklusive oder. Logik und Vernunft, Versuch und Irrtum, Trail and Error in einem russischen Roulette mit einem Revolver ohne Kugel und ohne dass der Spieler über die Anzahl der Kugeln bescheid weiß. Selbst das zu wissen würde nichts nutzen. Der Abstand wäre nach wie vor ein Mikrometer mit dem Rücken von der Wand entfernt.

Und so kann die Tautologie für den Innenstehenden für Außenstehende sogar als Kontradiktion erscheinen. Dieser Versuch einer Erklärung scheitert an der Erklärung durch die Logik.

100 Worte

Erdbeeben Feuerwerk Kaffee Kotze Zerbrochene-Flasche Farbklecks
Eruption Vulkan Ejakulation Eisblume Walfang Wassertropfen
Durchschuss Gischt Feuergähne Geburt Hagel Feuerhagel
Trommelfeuer Handgranate B52-Bomber Agent-Orange Fallschirm Löwenzahl
Wasseraustritt Gartenschlauch Bon-Scott Johnny-Cash Greg-Brown Martin-L.-King
Flut Ebbe Heissluftballon

Ausbruch Stille Quelle Blut Wein Weiss-Rot-Schwarz Wind
Feuer Leben Frühling Essen Fluss Trauma
Salz Asche Tod Regen Rabe Hügel
Karabiner Adler Luft Gekko Blattsalat Quelle
Schnecke Alkohol Süden Zitter Morgen Ring
Ebbe Flut Sand

Freiheit Einkehr Meer Herzschlag Wasser Blau-Rot-Grün
Einheit Wiederkehr Ewigkeit Beginn Kreis Breite
Anfang Minze Humus Freund Blume Hase
Kreuz Anker Eule Atem Eichhörnchen Basilikum
Kraft Haftung Flügel Insel Entspannung Heute
Flut Ebbe Vielfalt

Erdbeeben Ausbruch Freiheit Feuerwerk Stille Einkehr Kaffee Quelle Meer Kotze Blut Herzschlag Zerbrochene-Flasche Wein Wasser Farbklecks Weiss-Rot-Schwarz Blau-Rot-Grün Eruption Wind Einheit Vulkan Feuer Ewigkeit Ejukation Leben Ewigkeit Eisblume Frühling Beginn Walfang Essen Kreis Wassertropfen Fluss Breite Durchschuss Trauma Anfang Gischt Salz Minze Feuergähne Asche Humus Geburt Tod Freund Hagel Regen Blume Feuergähne Rabe Hase Trommelfeuer Hügel Kreuz Handgranate Karabiner Anker B52-Bomber Adler Eule Agent-Orange Luft Atem Fallschirm Gekko Eichhörnchen Löwenzahn Blattsalat Basilikum Wasseraustritt Quelle Kraft Gartenschlauch Schnecke Haftung Bon-Scott Alkohol Flügel Johnny-Cash Süden Insel George-Brown Zitter Entspannung Martin-L.-King Ring Heute Flut Ebbe Flut Ebbe Flut Ebbe Heissluftballon Sand Vielfalt Ich.

Rosanne

Es war einmal..... So fangen nicht nur Märchen an. Auch beispielsweise vergangene Abschnitte in weiß/blau. Die weiße Wiese der blaue See und dazuwischen roter Asphalt der Leidenschaft. Fliegen ist auch erlaubt und möglich ohne Flügel, die Startbahn überall, jede Landung sanft, die Flugdauer relativ und als Treibstoff dient Endorphin und Adrenalin.

Die Gleichung Vergangenheit:Gegenwart:Zukunft wird ersetzt durch Inutition:Spontanität:Inspiration. So wird Zeit durch Zustand definiert und Geschichte durch Gefühle ersetzt. Es entsteht ein neues Gefühl aus Überlegenheit, Gewissheit, Zufriedenheit und Sicherheit. Vielleicht handelt es sich dabei auch um eine unberücksichtigte physikalische fünfte Kraft, neben Gravitation, Elektromagnetischer Kraft, schwacher- und starker Kernkraft.

Das Du ist zu dieser Zeit noch eine Fiktion. Eine Annäherung scheint unmöglich und/oder unnotwendig. Sie ist erwünscht, ersehnt, verdrängt, verstellt und deswegen in die Antiwelt verbannt und besteht somit aus Antimaterie. So ist Beziehung nur zirkulär aus sich selbst bezogen. In dieser Schleife kann viel ausgekostet werden und indem die drei zuvor erwähnten Variablen in der Gleichung ersetzt worden sind wurde Stabilität in sich auf vorübergehende Dauer ermöglicht.

Aus dem was „was wäre wenn“ wurde ein „es ist so“ und „ist“ zur Triebfeder nach dem Vorübergegangenen. Der Nullpunkt wird erst entdeckt werden.

Der 2-takt Motor ist gut eingeführt, der 4-takt gerade erst erfunden.

Texte von Anton Jessner, Copyright Anton Jessner